LITERARISCHES MARTINS-GÄNSEESSEN IN WEISSENFEL

„Der Bücherpastor“ – Autorenlesung mit Winfried Völlger

In verschiedenen Gaststätten in Naumburg, Merseburg, Weißenfels und Zeitz wird Gänsebraten serviert, dazwischen werden Texte zum Thema der Literaturtage gelesen.

Er war von 1979 bis 2017 der Pfarrer der Sankt-Johannes-Gemeinde in Katlenburg, einer Kleinstadt im südlichen Niedersachsen – nichts wirklich Aufregendes. Aber im Jahre 1991 geschah es: ein Foto zu einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung traf ihn wie ein Schlag. Es zeigte auf einer Müllkippe bei Leipzig etwas Unfassbares:

Druckfrische, angeblich unverkäufliche Bücher aus DDR-Verlagen, abgekippt zu Tausenden und Abertausenden Exemplaren – ja: palettenweise! – und es waren nicht etwa „Rote Broschüren“, sondern leinengebundene Klassiker, aufwändig illustrierte Kinderbücher, Weltliteratur (darunter mehrere Nobelpreisträger), Sach- und Fachliteratur. Weskott reagierte spontan, organisierte einen Transporter und ein paar helfende Hände, fuhr in den Osten, lud auf, was er zu fassen kriegte und was dem Fahrzeug zuzumuten war. Es blieb nicht bei einer Fahrt. Über eine Million Exemplare wurden zunächst neben der Kirche in der Zehentscheune der einstigen Klosteranlage untergebracht.

Das war nur der Anfang eines Weges, der ihm den Beinamen „Bücherpastor“ einbrachte: nach den Müllkippen mit Büchern aus abgewickelten DDR-Verlagen waren es die Gewerkschafts-Bibliotheken der VEBs, später Stadtteil-Bibliotheken, landauf-landab stillgelegt, bei denen er mit seiner hilfreichen Truppe vorfuhr und den Transporter oft direkt neben dem bereits wartenden Großcontainer parkte. Inzwischen sind es meist die aus Nachlässen stammenden privaten Bibliotheken, die seine Aktion speisen: „Weitergeben statt wegwerfen“.

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